Sonntag, 20.10.2024
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Dieser Newsletter stützt sich auf anekdotische Evidenz und basiert auf einem Gespräch mit einem Zehntklässler einer DSdZ-Modellschule zu seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Einsatz der Tablets im im Zuge der 1:1 Ausstattung.
Neben der schon oft von Schülern erwähnten Fremdbeschäftigung mit Snapchat und Instagram am Tablet während des Unterrichts oder dem Zugriff auf Spiel-Websites durch den Browser, bemerkt der Schüler zudem, dass viele ihre Hausaufgaben mit Hilfe von KI erledigen: „Außerdem erledigen viele die Hausaufgaben einfach mit ChatGPT; auch während des Unterrichts wird ChatGPT befragt“. Diese Aussage verlangt nach einer näheren Betrachtung.
Dieser Satz richtet den Fokus auf die rasante Entwicklung digitaler Möglichkeiten in der virtuellen Welt, insbesondere der Künstlichen Intelligenz, in der sich unsere Schülerinnen und Schüler oft unbedacht bewegen. Eine im Juni 2023 durchgeführte Umfrage des Nachhilfevermittlers GoStudent in sieben europäischen Ländern zeigt auf, dass knapp 72 Prozent der Schülerinnen und Schüler KI für ihre Hausaufgaben nutzen, wenn auch nicht häufig.
Die Technologie wird vor allem als Unterstützung beim Lernen eingesetzt, um Lerninhalte besser zu erfassen. Allerdings meinten nur 53 Prozent, dass ihnen Anwendungen wie ChatGPT tatsächlich helfen, ein besseres Verständnis zu entwickeln. Drei Viertel der Lehrkräfte und Eltern waren außerdem der Ansicht, dass die Nutzung von KI zu bestimmten Zwecken als Betrug einzustufen sei. Bei den Lernenden war der Anteil merklich geringer, lag aber immerhin auch bei 60 Prozent. (Quelle: https://www.gostudent.org/de-de/education-report/2024/)
Googelt man „Hausaufgaben machen mit KI“, bekommt man eine Vielzahl kleiner Helferlein vorgeschlagen, die die Hausaufgaben mittels KI für den Nutzer erledigen. Eine Stichprobe zeigt, dass es absolut problemlos ist, sich bei den KI-Apps mittels E-Mail und teils persönlichen Angaben im Anmeldeprozess einen Zugang zu einer kostenfreien KI zu erlangen, um sich die Hausaufgaben in verschiedenen Fächern durch Einscannen mit dem Smartphone sekundenschnell bearbeiten zu lassen. Je nach App und Aufgabenstellung variiert die Qualität der Antwort. Zusammenfassend kann man konstatieren, dass die KI mittlerweile in der Lage ist, in sämtlichen Fächern und Jahrgangsstufen die Hausaufgaben zu lösen.
Hier eine Stichprobe:
Beispiel_KI_Hausaufgaben
Wie also damit umgehen?
Erklären Sie den Schülerinnen und Schülern die eigentliche Rolle der Hausaufgaben. Der Zweck von Hausaufgaben besteht darin, das schulische Lernen zu unterstützen, indem sie den Unterricht ergänzen, vorbereiten und nachbereiten. Sie dienen dazu, Informationen nachzuschlagen, zu wiederholen, einzuprägen, zu üben und in neuen Kontexten anzuwenden und damit besser zu werden.
A) KI als Lernbegleiter: Die KI kann durchaus als Lernhelfer und Lernbegleiter sinnvoll eingesetzt werden. Hier sind einige Vorschläge für Prompts, die Schülerinnen verwenden können, um die KI effektiv zum Lernen zu nutzen:
1. Matheunterstützung: Kannst du mir schrittweise bei der Lösung folgender Matheaufgabe helfen? Lass mich rechnen, aber hilf mir, wenn ich etwas falsch mache, und erkläre mir, was ich falsch gemacht habe.
2. Wissenschaftliche Erklärungen: Kannst du mir den Unterschied zwischen Photosynthese und Zellatmung ganz einfach erklären?
3. Deutsch: Kannst du mit mir gemeinsam eine Schilderung zu dem Thema Die Ballonfahrt schreiben? Sag mir, wenn ich Rechtschreibfehler mache.
§ Rechtliche Seite für die Nutzung von KI außerhalb des schulischen Rahmens: Bei ChatGPT von OpenAI liegt das Mindestalter für eine Registrierung bei 18 Jahren. Ab 13 Jahren ist die Nutzung offiziell mit Erlaubnis der Erziehungsberechtigten erlaubt. Tatsächlich kann jeder im Netz ChatGPT ohne Registrierung, jedoch nur mit beschränkter Anfragenzahl, nutzen. Der Zugang zu einer KI, wie beispielsweise die KI-gestützten Hausaufgaben-Apps, ist kinderleicht zu bekommen, indem man falsche Alters- und Personenangaben macht. Lehrkräfte dürfen die Schülerinnen und Schüler nicht auffordern, diese Zugänge für Hausaufgaben zu nutzen. Die Nutzung liegt im Verantwortungsbereich der Erziehungsberechtigten.
§ Rechtliche Seite für die Nutzung von KI in der Schule: Momentan gibt es zwei Möglichkeiten für einen DSGVO-konformen Zugang für Schülerinnen und Schüler an bayerischen Schulen, der über das Medienbudget finanziert wird und in Vidis eingebunden werden kann: SchulKi und Fobizz. KI darf für schulische Belange ausschließlich über DSGVO-konforme Plattformen genutzt werden.
B) Elternarbeit: Halten Sie als Schule die Eltern auf dem aktuellen Stand der digitalen Welt, beispielsweise durch einen Elternbrief oder in einem medienpädagogischen Elternabend. Informieren Sie die Eltern über den nicht seltenen Einsatz von KI bei den Hausaufgaben und weisen Sie diese auch auf die Gefahren hin:
- Generell sind diese kostenlosen Apps darauf ausgelegt, möglichst viele Daten zu erfassen, um zielgerichtete Werbung auszuspielen. Zum Erfassen möglichst vieler personenbezogener Daten gibt es z. B. Links oder eingebundene, speziell an Kinder gerichtete Apps mit lustigen Mini-Spielen und Quizzes wie „Teste dich“. Die Ergebnisse können auch an Arbeitgeber zur Leadgenerierung weiterverkauft werden.
- Unter anderem gibt es Hausaufgaben-Apps, in denen den Kindern die Möglichkeit gegeben wird, sich in Chatverläufen persönlich auszutauschen. In einem Artikel, der sich mit dem Datenschutz solcher Hausaufgaben-Apps auseinandersetzt, wird dies „Tinder für Kinder“ genannt. Da sich in diesen Apps jede Person ohne jegliche personenbezogene Überprüfung anmelden kann, kann eine solche App auch ein Ort für Cybergrooming sein. (Quelle: https://zerforschung.org/posts/scoolio/)
- Nutzungsbedingungen: Weisen Sie auf die Altersbeschränkung bei der Nutzung solcher Apps und den Verantwortungsbereich der Erziehungsberechtigten hin.
- Einschränkung des Tablets: Sinnvoll kann auch eine durch Eltern initiierte Zugriffsbeschränkung durch Google Family Link oder Apple Bildschirmzeit sein, die während der Hausaufgabenzeit die Nutzung des Tablets regelt.
Generell geben wir den Tipp: Hausaufgabenzeit ist handyfreie Zeit.
Herzliche Grüße
Birgit Zimmermann, Peter Zimmerer und David Bartmann Beratung digitale Bildung für die Gymnasien in der Oberpfalz
Weitere Fortbildungswünsche -beispielsweise von dem DSdZ-Team an ihrer Schule, können gerne bei uns unverbindlich nachgefragt werden. Gerne unterstützen wir Sie an ihrer Schule durch Workshops für das gesamte Kollegium an den pädagogischen Tagen durch unser Referentennetzwerk.
Schreiben Sie uns gerne, wenn Sie Wünsche oder Anregungen haben.
Die Bilder wurden von Dall.E generiert.
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